Im April 2025 traf der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen eine historische und dringende Entscheidung: Er stimmte für die das Mandat der Unabhängigen Internationalen Untersuchungskommission zu Iran um ein weiteres Jahr zu verlängern. Durch die Auflösung A/HRC/58/L.20Der Rat bekräftigte, dass die schweren Menschenrechtsverletzungen, die das iranische Regime begeht, nicht der Vergangenheit angehören, sondern fortlaufend und systematisch begangen werden und kontinuierliche internationale Überwachung und Maßnahmen erfordern.
Diese Verlängerung ist mehr als nur ein verfahrenstechnischer Schritt. Sie ist eine globale Erklärung, dass die Welt zuschaut und dass die Gerechtigkeit nicht aufgegeben wird. Die Untersuchungsmission, die erstmals im November 2022 als Reaktion auf das brutale Vorgehen nach dem Tod von Mahsa Jina Amini, hat sich zu einer der wichtigsten Ermittlungsstellen entwickelt, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Iran verfolgt.
Geleitet von drei international anerkannten Rechtsexperten.Sara Hossain , Shaheen Sardar Ali und Viviana Krsticevic -Die Mission hat eines der umfassendsten Beweismaterialien zusammengetragen, das jemals gegen ein amtierendes Regime wegen Menschenrechtsverletzungen gesammelt wurde.
Im März 2025, nur wenige Wochen vor der Verlängerung des Mandats, legte die Mission dem UN-Menschenrechtsrat in Genf ihre Ergebnisse vor. Diese Erkenntnisse, die sich aus über 38.000 Beweisstücke und 281 Zeugenaussagenenthüllte ein erschreckendes Muster von staatlich geförderter Gewalt, Folter, Hinrichtungen und digitaler Überwachung - alles mit dem Ziel, abweichende Meinungen zu unterdrücken, insbesondere von Frauen, jungen Menschen und Aktivisten.
Verbrechen, die ohne Pause weitergehen
Der Bericht war unmissverständlich: Die Islamische Republik Iran begeht weiterhin Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dazu gehören:
- Willkürliche und politisch motivierte Hinrichtungen, häufig von Demonstranten und Minderjährigen.
- Systematische Folter in Gefängnissen, einschließlich Schlägen, sexuellem Missbrauch und Scheinhinrichtungen.
- Willkürliche Massenverhaftungen ohne ordentliches Verfahren.
- Psychologische Folter, wie vorgetäuschte Hinrichtungen und Isolation.
- Weitverbreiteter Einsatz von Gesichtserkennung und künstlicher Intelligenz zur Durchsetzung von Hidschab-Gesetzen.
- Transnationale Repressionen gegen Exil-Iraner und Aktivisten im Ausland.
Was diese Ergebnisse noch erschütternder macht, ist die zeitliche und geografische Übereinstimmung. Bei den Verstößen handelt es sich nicht um einzelne Vorfälle oder lokale Exzesse. Sie sind Teil eines landesweite Strategie der Unterdrückung-geplant, koordiniert und genehmigt auf den höchsten Machtebenen.
Ein Krieg gegen die Existenz von Frauen
Zu den dringlichsten Anliegen der Mission gehören die anhaltende Verfolgung von Frauen und Mädchen im Iran. Zweieinhalb Jahre nach Beginn der Proteste unter dem Motto "Frau, Widerstand, Freiheit" werden Frauen immer noch inhaftiert, mit Geldstrafen belegt, schikaniert und geschlagen, weil sie sich weigern, den vorgeschriebenen Hidschab zu tragen.
Neue Überwachungstechnologien - Drohnen, Videoüberwachung, Gesichtserkennungssoftware - werden nun im gesamten öffentlichen Raum eingesetzt und verwandeln jede Straße in ein Jagdrevier. Selbst Universitäten wie Amirkabir in Teheran haben Gesichtserkennungssysteme installiert, um Studenten zu kontrollieren.
Der Bericht macht deutlich: Es geht nicht nur um Kleiderordnungen. Es geht um Kontrolle, Unterwerfung und einen kalkulierten Angriff auf die Autonomie der Frauen. Das iranische Regime betrachtet eine unbedeckte Haarsträhne als einen Akt der Rebellion - und begegnet ihr mit der vollen Härte des Sicherheitsstaates.
Repression ohne Grenzen
Die Brutalität des iranischen Regimes macht nicht an seinen Grenzen halt. Der UN-Bericht beschreibt detailliert, wie Teheran hat seine Unterdrückung über den Iran hinaus ausgeweitetJournalisten, Menschenrechtsaktivisten und Dissidenten im Ausland ins Visier nehmen. Die Familien der Opfer werden schikaniert. Die Aktivitäten in den sozialen Medien werden weltweit verfolgt. Die digitale Überwachung wird nicht nur zur Kontrolle, sondern auch zur Bestrafung eingesetzt.
Diese globale Kampagne der Angst soll die Diaspora zum Schweigen bringen, die Erinnerung an die Toten auslöschen und die Welt daran hindern, die Stimmen der Lebenden zu hören.
April 2025: Ein Wendepunkt
Mit der Verlängerung des Mandats der Untersuchungsmission im April 2025 hat die internationale Gemeinschaft ein klares Zeichen gesetzt: wird es keine Rückkehr zur Stille geben. In der Resolution A/HRC/58/L.20 wird anerkannt, dass die Situation im Iran nicht gelöst ist und dass die Opfer staatlicher Gewalt ohne fortgesetzte Dokumentation und Untersuchung keinen Weg zur Gerechtigkeit finden werden.
Die Verlängerung ermächtigt die Mission, zusätzliche Beweise zu sammeln, laufende Verstöße zu überwachen und die Bemühungen um internationale Rechenschaftsmechanismeneinschließlich der strafrechtlichen Verfolgung.
Dieser Schritt ebnet den Weg für die Zusammenarbeit zwischen der Mission und internationalen Gerichten und nationalen Justizsystemen. Die universelle Zuständigkeit - die es den Staaten ermöglicht, schwere Verbrechen unabhängig vom Ort des Geschehens zu verfolgen - ist nun ein gangbarer Weg zur Gerechtigkeit.
Die Rolle Deutschlands und der Weg in die Zukunft
Deutschland und mehrere europäische Länder spielten eine entscheidende Rolle bei der Ausarbeitung der Resolution. Ihre Botschaft war klar: Menschenrechte sind nicht verhandelbar, und Verbrechen gegen die Menschlichkeit dürfen nicht ungestraft bleiben.
Aber Resolutionen allein reichen nicht aus. Was wir jetzt brauchen, ist koordinierter internationaler Druck:
- Einfrieren von Vermögenswerten und Reiseverbote für wichtige Beamte.
- Rechtsfälle, die nach den Gesetzen über die universelle Zuständigkeit eingereicht werden.
- Schutz für im Ausland lebende iranische Dissidenten.
- Unterstützung der Zivilgesellschaft und der Familien der Opfer im Iran.
Das iranische Volk hat bereits den Preis für seinen Mut bezahlt. Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft ihre Verantwortung wahrnimmt.
Jede Statistik ist eine Geschichte
Hinter jeder Seite des UN-Berichts verbergen sich Namen, Gesichter und Familien. Die Mutter, die mit ansehen musste, wie ihr Sohn im Gefängnis verschwand. Das Mädchen im Teenageralter, das von der Straße gezerrt wird, weil es protestiert hat. Die Journalistin, die fliehen musste, nur um Tausende von Kilometern entfernt verfolgt und bedroht zu werden.
Der Bericht enthält nicht nur Beweise, sondern auch die Wahrheit. Er verlangt von uns, dass wir zuhören und dass wir handeln.
Schlussfolgerung: Ein Jahr mehr, ein Jahr näher an der Gerechtigkeit
Die Ausweitung der Erkundungsmission ist nicht nur eine bürokratische Maßnahme. Sie ist ein Versprechen. Ein Versprechen an die trauernden Familien. Ein Versprechen an die Gefolterten. Ein Versprechen an jede junge Frau, die auf den Straßen von Teheran stand und "Freiheit" rief.
Dies ist nicht das Ende. Dies ist ein weiteres Jahr, um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Ein weiteres Jahr, um das Schweigen zu brechen. Ein weiteres Jahr, um zu beweisen, dass die Welt nicht vergessen hat.